Johann Alexander Thiele (1685–1752) war einer der bedeutendsten deutschen Landschaftsmaler des 18. Jahrhunderts. Sowohl der sächsische Kurfürst Friedrich August I., vielen besser bekannt als August der Starke, als auch sein Sohn August III. schätzten seine Werke sehr und beauftragten den Maler mit Darstellungen von repräsentativen „Prospekten“ unterschiedlicher Gegenden Sachsens. Dabei ging es ihnen nicht nur um die Wiedergabe von Landschaftsansichten, sondern stets auch um die Präsentation von Burgen, Schlössern und Städten, die von Schönheit und Reichtum der Wettinischen Lande zeugen sollten.

Thiele schuf seine Gemälde im Atelier, doch auf der Grundlage von Zeichnungen, die vor Ort in der Natur entstanden waren. Heute gelten die Werke – unter anderem wegen der meisterlichen Widerspiegelung atmosphärischer Erscheinungen – als Vorläufer der Landschaftsdarstellungen der Romantik.

Das Gemälde „Prospekt der Festung Königstein“ zeigt den Blick von Westen auf den bebauten Tafelberg. Der Standort des Betrachters ist ein Vorsprung des Elbhanges bei Thürmsdorf; im Bild selbst wird er durch eine kleine Felsgruppe im Vordergrund markiert. Der Mittelgrund wird von dem großen Bogen beherrscht, den die Elbe um das Lilienstein-Massiv herum schlägt. Ungefähr in der Bildmitte ist das Städtchen Königstein mit seiner Kirche zu erkennen. An der Horizontlinie zwischen dem Königstein und dem Lilienstein zeigen sich einige der linkselbischen Tafelberge. Die Festung selbst erscheint als stolze, steil aufragende Bekrönung des unter ihr liegenden Bergkegels – eine absichtsvolle Symbolik.

Im Jahr 2015/2016 beabsichtigte Sven-Erik Hitzer diese vergessene Aussicht wieder als einen Anlaufpunkt für Wanderer und Naturfreunde im Nationalpark Sächsische Schweiz zu neuem Leben zu erwecken. Die völlig zugewachsene Aussicht wurde in Absprache mit dem Sachsenforst wieder freigeschnitten. Außerdem wurde eine weitere Infostele an der neuen Station des berühmten Malerweges erstellt. Geschichts- und Kunstinteressierte können die beeindruckende Landschaft zu Füßen der Festung Königstein und des Liliensteines durch die Augen des einstigen sächsischen Hofmalers neu entdecken.